Urbane Ethiken
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Tbilisi: Prostitution in Tbilisi. Marginalisierung und Empowerment von Prostituierten in moralischen Diskursen und urbanen Praktiken im 20. und frühen 21. Jahrhundert (2018-2021)

Prostitution bzw. Sexarbeit hat sich seit Ende der 1980er Jahre in den Städten des gesamten östlichen Europas stark ausgebreitet. Die Historikerin Liana Kupreishvili untersucht in diesem Forschungsprojekt in den nächsten drei Jahren exemplarisch Prozesse der Marginalisierung und Selbstermächtigung von Prostituierten in der georgischen Hauptstadt Tbilisi von den 1980er Jahren bis heute. Das Einzelprojekt kann damit einen substantiellen Beitrag zum allgemeinen Erkenntnisziel der DFG-Forschergruppe „Urbane Ethiken“ machen, die ethische Diskurse über das gute und richtige Leben in Städten in lokalen und globalen Kontexten erforscht.

Liana Kupreishvili hat in ihrer abgeschlossenen Dissertation an der Staatlichen Ilia Universität Tbilisi marginale Gruppen in Tbilisi um 1900 erforscht, zu denen auch Prostituierte zählten. Sie konnte darin ein dichtes Bild von der Praxis der Besteuerung und Lizenzvergabe für Bordelle, Gesundheitskontrollen, multipler Gewalterfahrung und dem sozialen Leben von Prostituierten im Stadtraum Tbilisi um 1900 entwerfen. Das neue Forschungsprojekt schließt insofern an ihre bisherige Forschung an und kann das zeitgeschichtliche Phänomen der Prostitution in Tbilisi auch in einen größeren historischen Kontext einordnen.

Das Forschungsprojekt möchte vier Prozesse näher erforschen: zum einen Diskussionen und Prozesse der Ent- und Rekriminalisierung und des Rechtsschutzes von Prostituierten in Tbilisi seit Ende der 1980er Jahre bis heute, zweitens soziale und kulturelle (Selbst-) Verortungen von Prostituierten in der urbanen Ordnung und im urbanen Raum von Tbilisi, drittens neue institutionelle Arrangements als Folge von Aushandlungsprozessen unterschiedlicher lokaler Akteure wie Vereinigungen, NGO’s, der Stadt Tbilisi und der Orthodoxen Kirche sowie viertens das interplay zwischen lokalen und globalen Konstellationen und Akteur_innen.