Urbane Ethiken
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Berlin: Urbane Ethiken im Spannungsfeld zwischen homogenisierenden Leitbildern von Stadtgestalt und Postulaten heterogener Raum- und Aneignungskonzepte (Assoziiertes Projekt: 2015 - 2018)

In den zweieinhalb Jahrzehnten seit dem Mauerfall und der Wiedervereinigung zweier Stadthälften zu einer Bundeshauptstadt ist hartnäckig über die stadträumliche Zukunft Berlins diskutiert und gestritten worden. Städtische Akteur/innen rücken dabei wiederholt eine Frage in den Mittelpunkt der Auseinandersetzungen und beantworten sie auf unterschiedliche Weise: Welche städtebauliche und architektonische Artikulation sollen die Räume der Stadt erfahren und welche Praxis urbaner Lebensführung sollen diese dadurch begünstigen? Dieser Verknüpfung von Ethiken eines guten städtischen Lebens mit Konzepten für Städtebau und Architektur gilt das Forschungsinteresse unseres Projekts.

Wir untersuchen anhand der Diskurse um zwei Leitbilder der Stadtentwicklung verschiedenartige stadträumliche Ideale und Zielvorstellungen, die aus spezifischen Interpretationen der wechselhaften Stadtbaugeschichte und der vorhandenen Stadtgestalt Berlins resultieren. Zu beobachten ist dabei, wie die Formulierung solcher Zielvorstellungen in den Leitbildern mit Versuchen einhergeht, je eigene Subjekte als Leitfiguren des Städtischen zu etablieren; sei es nun der traditionsbewusste ‚Stadtbürger’ oder der unternehmerische ‚Kreativbürger‘. Beide Figuren sollen zum Gelingen von stadträumlichen Planungs- und Produktionsprozessen in Berlin beitragen und das ‚Ethos’ der Stadt durch ihre Lebensführung bestmöglich verkörpern. Uns interessieren jedoch nicht nur Leitbilder von Stadträumen und ihre idealen Subjekte, sondern auch die konkrete Übersetzung von städtebaulichen Konzepten und Entwürfen in stadträumliche Gefüge. Hier fragen wir nach den beteiligten Akteur/innen, die auf die architektonische Gestaltung dieser Räume Einfluss nehmen, sie bewusst nutzen oder sich aktiv aneignen. Welche Ideen eines guten städtischen Lebens haben sie, welche städtische Subjektivität entwickeln sie? Wie setzen sie diese mit heterogenen Konzepten von Stadträumen und deren Aneignung in Verbindung, die den normativen Vorstellungen von großen Leitbildern möglicherweise entgegenstehen, sie in Frage stellen, aufbrechen oder umwerten?

Mit diskursanalytischen Methoden und entlang stadträumlicher Fallstudien will das Forschungsprojekt die Konflikte um Berlins stadträumliche Entwicklung in ihrer Dimension als ethische Aushandlungen nachvollziehbar machen. Das Ziel ist präzise Erkenntnisse über das wechselseitige Verhältnis von urbanen Ethiken eines guten städtischen Lebens und den architektonischen Planungen und Wirklichkeiten städtischer Räume zu gewinnen.