Urbane Ethiken
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Istanbul: Das Erbe und das Überflüssige. Die Ethik von Stadtumbau und Denkmalschutz, 1910 bis zu den Gezi-Protesten 2013 (2015 - 2019)

Die Frage was für eine Stadt Istanbul sei und sein solle – islamisch, traditionell, orientalisch, eine Dritt-Welt-Metropole, (post-)kolonial oder global etwa –, ist nicht neu. Stadtpolitik und besonders Denkmalschutz haben im vergangenen Jahrhundert fortwährend versucht, eine Antwort zu finden. Denkmalschutz bestimmt, ob das Stadtgefüge und ihre Geschichte(n) entweder schützenswertes Erbe oder Wertloses, Überflüssiges ist. „Das Erbe und das Überflüssige“ setzt sich mit Konflikten über historische Bausubstanz auseinander, die mit ethischen Argumenten verhandelt werden. Das Projekt untersucht, wie bauliche Formen und historische Leitbilder an Subjekte gekoppelt werden und so eine Ethikvom „guten“ und „richtigen“ Leben schaffen. Die Aushandlung über den Wert oder die Überflüssigkeit historischen Erbes in Istanbul verbindet sich deshalb nicht nur mit der Frage, wie die Stadt sein, sondern auch damit, wer in dieser Stadt wie leben solle.

Im Falle Istanbuls ist dieses gute Subjekt im Zeitraum 1910 bis 2013 immer ein „modernes“, für das die Stadt „modern“ zu gestalten ist, das sich aber dieser auch würdig zu erweisen hat. Die moderne Stadt und ihre modernen Bürger/innen seien sich ihrer „Wurzeln“ bewusst, gingen respektvoll mit ihnen um und wüssten sie durch Denkmalschutz zu konservieren. Der/die moderne Bürger/in schützt – nur welche der vielen möglichen Vergangenheiten?

Mithilfe einer historischen Diskursanalyse verfolgt das Forschungsprojekt das Ziel, die Konflikte um das Erbe und das Überflüssige im Konfliktfeld „Denkmalschutz“ als ethische Aushandlung besser begreifbar zu machen. Dabei gilt es, die beteiligten Akteur/innen zu identifizieren, Wandel in der diskursiven Definition des Erbes/des Überflüssigenzu dokumentieren, zu erklären und eine mögliche Konjunktur des Ethischen im vergangenen Jahrzehnt zu prüfen.